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Wheels & Waves

Rookie-Ride nach Biarritz

Mit dem café racer ZUm Atlantik und zurück

Biarritz ist nicht nur ein Mekka für Surfer. Einmal im Jahr trifft sich hier die internationale Café Racer und Custom Bike Szene. 2016 haben wir die Strapazen auf uns genommen und sind mit einer Honda Clubman und einer BWM R100 CS zum Atlantik und wieder zurück gefahren. 

Zum Event muss an dieser Stelle wahrscheinlich nicht viel gesagt werden. Als ich zum ersten Mal davon gehört habe wusste ich sofort: Ich muss da hin! Unbedingt! Das 2012 vom Southsiders MC initiierte Treffen findet seit der Gründung einmal jährlich statt. Fünf Tage lang donnern dann abgefahrene Typen auf ihren Höllenmaschinen durch die Gassen, bei denen jeder deutsche TÜV-Prüfer wahrscheinlich sofort einen Herzinfarkt bekäme. Im Sommer 2016 haben mein Freund und ich dann die Reise angetreten. Was dabei alles schief gelaufen ist, lest Ihr im folgenden Blog-Artikel. 

Geht schon gut los

Eigentlich sollte die Sause ja mit meinem eigens initiierten Projekt „Trambler“, einer Kreuzung aus Traveller und Scrambler, steigen. Um einerseits ein reisetaugliches Vehikel unterm Hintern zu haben und außerdem mit einem vorzeigbaren „Custom“-Bike in Biarritz aufzuschlagen, hatte ich schon im Winter mit dem Umbau einer Suzuki GS 550 begonnen. Am Tag vor der Abfahrt waren wir fast mit allem fertig. Doch das Wörtchen fast hat mal wieder all seine Tücken unter Beweis gestellt. Trotz unzähliger Nachtschichten konnten wir die Lady nicht dazu überreden, sich ihre Vergaser ordentlich synchronisieren zu lassen. Zudem fehlten noch ein paar andere Kleinigkeiten wie Schutzbleche und Seitenabdeckungen. Gegen 22 Uhr am Abend vor der Abfahrt haben wir dann alle Versuche aufgegeben. Trotz gehörigem Frust konnte ich mich dazu aufraffen, stattdessen mit meiner Honda Clubman auf große Fahrt zu gehen.

Tag 1 - Zwei Rookies gehen auf Reisen - 168 km

Statt  jedoch die Reise wie geplant ausgeruht und am frühen Morgen anzutreten mussten wir nun die Clubman erst noch reisetauglich machen. Ölwechsel war angesagt und Marcus entschied sich kurzfristig, sicherheitshalber noch ein paar Regenklamotten zu kaufen. Irgendwann hatten wir dann tatsächlich die Hühner gesattelt und bereits gegen drei Uhr Nachmittags konnten wir die Stadt verlassen. Mit heulenden Motoren ging’s los Richtung Süden. Ein vermeintlich gut gelaunter Motorradgott teilte die Regenwolken über uns wie einst Moses das Wasser. Zumindest für die ersten 15 km. Dann mussten wir angeätzt die Regenhäute auspacken. Der Himmel entschied sich, keine halben Sachen zu machen. Im Dauerregen rutschten wir über unser geliebtes Hahntennjoch, Finger und Zehen taub vor Kälte. Um es kurz zu machen: statt wie geplant bei unseren Freunden am Comer See zu übernachten, entschieden wir uns in Imst, dem Elend ein Ende zu bereiten. Nach einer Tagesetappe von gerade mal 168 Kilometern rollten wir auf den Parkplatz der erstbesten Pension, wo man uns glücklicherweise Asyl gewährt. "Loser, Weicheier, Rookies" geisterte es durch unsere Köpfe, als wir nach einer heißen Dusche und einem zünftig alpenländischen Abendmahl in den Schlaf der Gerechten fielen. 

Dank des Regens sind wir buchstäblich ganz schön angepisst

Tag 2 - Von Imst nach Turin - 395 km

Geplagt von Selbstmitleid schälten wir uns am nächsten Morgen wieder in die Regenklamotten. Die noch feuchten Schuhe klebten wir schon mal mit Panzertape ab. Immerhin nieselte es nur leicht, als wir wieder auf die Motorräder stiegen. In der Schweiz zeigte das Wetter etwas Mitgefühl und bei Sonnenschein konnten wir uns endlich mal geschmeidig in die Kurven des Malojapasses legen, der vom Engadin zum Comer See führt. Gemütlich rollten wir an den Uferpromenaden und Villen vorbei, wo uns ein geradezu biblischer Platzregen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Sobald der Regen etwas nachgelassen hatte, klemmten wir uns auf die Autobahn, um die letzte Etappe nach Turin zurückzulegen. Bis wir es ins Herz der Stadt geschafft hatten, war es schon fast dunkel. Wir gönnten uns noch trotzdem einen Gutenachtdrink im prunkvollen Zentrum um wenigstens ein bisschen Urlaubsfeeling aufkommen zu lassen. Im nächtlichen Stadtverkehr irrten wir noch ein wenig durch die Gassen bevor wir endlich unser Hotel erreichten und ohne Abendessen ins Bett fielen.

Gemischte Gefühle begleiten uns auch am zweiten Tag. 

Tag 3 - Von Turin bis Aix En Provence - 410 km

Am nächsten Tag begrüßt uns die Sonne und guter Dinge lassen wir die Motoren hochdrehen. Nach 80 km auf der Autobahn dürfen sich unsere Mopeds dann wieder frei bewegen und die letzte Passstraße vor der französischen Grenze hinaufjagen. Endlich! Zum ersten Mal seid Beginn unseres Trips haben wir das Gefühl, dass es eigentlich ganz gut läuft. Im Örtchen Briançon genießen wir die Mittagspause in der Sonne, bevor uns die schier endlosen Kurven des Durance-Tal wieder in Tal bringen. Im kleinen Ort Sisterone, auch das "Tor zur Provence" genannt, gönnen wir unseren platten Hintern nochmal eine kleine Erholung, bevor wir unseren Rössern für die letzten 100 km nochmal die Sporen geben. Wie zwei Sack voll Steine schleppen wir uns Abends nach einem spärlichen Mahl mit müden Knochen ins Bett und träumen schonmal von der nächsten Tagesetappe. 

Langsam kommt die Sonne raus und bei uns die Urlaubsgefühle.

Tag 4 - Von Aix en Provence nach Carcassonne – 435 km

Auch heute ist uns der Himmel wohlgesonnen. Um etwas Kultur zu "tanken" wagen wir einen Abstecher ins Stadtzentrum von Aix En Provence und direkt hinein in die Reste es Berufsverkehrs. Es geht zu wie in einem anarchistischen Ameisenhaufen. Gar nicht so einfach, hier im Verkehr mitzuschwimmen. Die Oma im Auto neben uns wirft uns geringschätzige Blicke zu aber irgendwie schaffen wir es dann doch, den mehrspurigen Kreisverkehr wieder zu verlassen. Ein wenig die schmalen Gassen rauf und runter gefahren, dann haben wir genug. Vor uns liegen heute die Camargue und das Rhone-Delta. Malerische kleine Ortschaften wechseln sich mit der schier endlosen Weite der Sumpflandschaft ab. Auf zwei Flußüberquerungen per Boot beweisen unsere Mopeds dann auch noch ihre Seetauglichkeit. Nach einer Erholungspause in Saintes Maries de La 

Läuft bei uns!

Tag 5 - Von Carcassonne nach Biarritz – 415 km

Nachdem wir aufgrund unseres holprigen Starts, verursacht von  "Anfängerfehlern" gepaart mit äußerst bikerunfreundlichem Wetter, in unserem Zeitplan fast einen Tag hinterherhinken, wollen wir heute endlich das Ziel unserer Pilgerreise erreichen: Biarritz. Für die vorerst letzte Etappe klemmen wir uns also auf die Autobahn, um nochmal so richtig Hackengas zu geben. Bei einem Tempolimit von 130 kmh stellt man auf den französischen Autobahnen zwar keine Geschwindigkeitsrekorde auf, aber unsere beiden Ladies fühlen sich so pudelwohl. Die Sonne lässt endlich uneingeschränktes Urlaubsfeeling aufkommen und dann steht es weiß auf Blau geschrieben: "Biarritz". Alle Strapazen, alle Anspannung und vorallem die Unmengen an Regen sind vergessen, als wir am frühen Abend die Stadtgrenze passieren. Nach über 1.800 km freuen sich unsere Hintern auf ein paar Tage Erholung. Kaum im Hotel, treibt es uns aber schon wieder um und wir stürmen erst einmal den Strand um unsere Knochen ein wenig bei Sand und Meer auszuruhen. Und dann steht der große Moment bevor: am Eingang des Wheels and Waves Villages 

Endspurt!

Benzin und Freiheit

Ob sich die ganzen Strapazen gelohnt haben? Auf jeden Fall! Nicht nur, dass wir uns die Geschichte unserer Tour noch erzählen werden, wenn wir nur mal nur noch mit dem Rollator auf Tour gehen können. In Biarritz haben wir ein ungekanntes Maß an Freiheit erlebt. Einmal, was das Umbauen von Motorrädern angeht, die man hier selbst dann nicht zugelassen bekäme, wenn man den TÜVler vorher unter Drogen setzen würde. Aber auch die Art und Weise, wie Menschen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt in einem gemeinsamen Interesse zusammenfinden, ist unbeschreiblich. Das Tolle am Wheels & Waves in Biarritz ist, dass die ganze Stadt vom Motorradfieber besessen ist. Sämtliche Gassen sind erfüllt vom Dröhnen der Motoren. Viele Läden im Ort haben sogar ihre Schaufenster passend zur Motorradkultur umdekoriert. Doch niemand stört sich an dem Durcheinander und dem Höllenlärm. Keine Polizei, keine genervten Nachbarn. Nach fünf hochoktanen Tagen haben wir Biarritz dann den Rücken gekehrt und uns auf den Heimweg gemacht. Denn wenn's am schönsten ist, soll man ja bekanntlich gehen. 

Bilder vom Festival gibt's übrigens hier zu sehen.

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