Motorrad fahren und Nachhaltigkeit?

Wie werden wir in Zukunft Motorrad fahren?

 

Wird das Motorrad aussterben, oder werden wir bald nur noch auf futuristischen E-Mopeds über die Landstaße cruisen? Zukunft kann man nicht immer vorhersagen. Aber man kann sie gestalten. 

 

Sicher ist Euch nicht entgangen, dass in letzter Zeit vermehrt Stimmen gegen das Motorrad fahren laut werden. Zu laut, zu gefährlich und einfach nicht mehr zeitgemäß, vor allem in Zeiten des Klimawandels, so liest man regelmäßig in den Zeitungen der Nation, sobald die Saison losgegangen ist. Diese Argumente einfach als Blödsinn abzutun, wäre zu kurz gegriffen. Denn es stimmt: Auffällig viele Motorräder sind ätzend laut. Die Zahl der schlimmen Unfälle nimmt gefühlt jährlich zu. Fast alle Hersteller bringen Maschinen auf die Straße, von denen vor einigen Jahren nicht mal die Besten der Rennsportprofis geträumt hätten. Serienmaschinen mit weit über 200 PS? Darüber wundert sich heute niemand mehr. Warn- und Airbagwesten verleihen dem ganzen das Gefühl von Sicherheit. Illegale Auspuffanlagen sorgen für eine Geräuschkulisse, bei der man als Anwohner am liebsten dicke Ziegelsteine auf die Straße werfen möchte. Und auf YouTube feiern sich dann noch all diejenigen, die der Ignoranz und Unvernunft die Krone aufsetzen. Und auch der Klimawandel, den viele Motorsportenthusiasten gerne als Verschwörungstheorie grüner Ökos abtun, ist leider wissenschaftlich mehr als bewiesen und verdient unsere volle Aufmerksamkeit. Ignorieren ändert nichts daran, sorry, Leute! Den Vorwurf, wir würden völlig unnötigerweise die Luft mit unseren Abgasen verpesten, werden wir uns in Zukunft möglicherweise öfter gefallen lassen müssen. 

 

Warum fahren wir eigentlich Motorrad?

 

Aus all den genannten Gründen, aber auch weil sich die Welt immer schneller verändert, wird sich auch das Motorradfahren in den kommenden Jahren immer stärker wandeln. Ich finde es ist deshalb an der Zeit, sich darauf zu besinnen, was Motorrad fahren eigentlich ausmacht. Da wäre zunächst die technische Komponenten: Das Motorrad. Für viele ein Kindheits- und Jugendtraum, beflügelt von Kultfilmen wie Easy Rider oder von den Helden der Rennsportszene wie Barry Sheene oder Guy Martin. Vielleicht liegt die Faszination für das Motorrad ja darin, dass es in Sekundenbruchteilen zwischen den Aggregatszuständen „schöner als Fliegen“ und „böse abgestürzt“ wechseln kann. Dieses Gleichgewicht immer näher an die Grenze des Machbaren zu bringen, macht wohl den Reiz des Motorrad Fahrens aus. Und auch ein Blick auf die Motortechnik, die vielen Kultmotorräder und die Geschichten der großen Marken wie Harley Davidson, Honda oder Ducati mögen erklären, warum einen der „Virus Motorrad“ nicht mehr los lässt, wenn man einmal infiziert ist. Und schließlich wäre da noch die menschliche Komponente: In kaum einer Sportart kann man so herrlich mit sich allein sein wie auf dem Motorrad und gleichzeitig als Teil einer großen Gemeinschaft mit Gleichgesinnten seiner Leidenschaft nachgehen. Doch dazu braucht es keine Auspuffanlagen, die mit 107 db noch eine Straßenzulassung erhalten. Die Tatsache, dass diese Lautstärke nicht mal auf den meisten Rennstrecken erlaubt ist, sollte einem bereits zu denken geben. Es braucht auch keinen Top-Speed und kein Sicherheitsaufrüsten. Vielmehr sollten wir uns klar machen, dass Straßen für alle da sind und keine Spielwiese für erwachsene Kinder. Etwas mehr Rücksicht und Zurückhaltung stünde vielen Motorradfahrern gut zu Gesicht wenn wir nicht noch mehr Geschwindigkeitsbegrenzungen und Fahrverbote riskieren wollen. Und ganz ehrlich: Wo ist das Problem, in der Ortschaft den Hahn zuzulassen, Lautstärke und Geschwindigkeit etwas zu drosseln und nicht immer ein und die selben Passstraßen zu fahren sondern sich mal neue Strecken in weniger frequentierten Gegenden zu suchen? 

 

Motorrad fahren und Nachhaltigkeit? 

 

Bleibt noch ein Blick in die Zukunft. Wird es da Motorrad fahren überhaupt noch geben? Oder darf in einigen Jahren am Straßenverkehr nur noch teilnehmen, wer einen triftigen Grund hat, wie jetzt in Corona-Zeiten? Werde ich für meine Norton Commando Bj. 1975, die gerade restaurationsbedingt ihren Dornröschenschlaf in der Werkstatt schlummert, noch eine Zulassung bekommen? Gibt es nur noch futuristische E-Mopeds oder wird die Kunst der Motorrad-Restauration eine ganz neue Renaissance erleben, weil zwar Bestandsmaschinen gefahren aber keine neuen mehr gebaut werden dürfen? Hinter den Kulissen ist die Debatte um nachhaltiges Motorradfahren längst eröffnet und es wird nicht mehr lange dauern, bis sich die Motorradbranche, Hersteller wie Fahrer, der Herausforderung stellen muss, Emissionen und Ressourcenverbrauch merklich zu senken. Sowohl bei der Produktion als auch im Sport und Straßenverkehr. Zukunft lässt sich nicht immer vorhersagen, wohl aber gestalten. Und da liegt es in unseren Händen, wie wir als Motorradfahrer vom Rest der Gesellschaft wahrgenommen werden. Daran sollten wir immer denken, sobald wir den Zündschlüssel umdrehen. 

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